Gesammelte Briefe aus dem Familienurlaub auf der Dodekanes-Insel Rhodos. Berichte von Alki, dem Autovermieter, Pefkos, der britischen Enklave an der Küste, Pepe, unserem neuen Haustier und Lindos, dem Herz der Insel.
1. Brief – Montag, 18. Juli: Alki vermietet uns ein Auto
Rhodos ist ungefähr so groß wie Osttirol. Es gibt also viel zu entdecken, deshalb leihen wir uns am Flughafen ein Auto. Der Autovermieter heißt Alki, hat lange graue Haare, Sandalen und ein buntes Hemd aus dem die Brusthaare hervorquillen. Er wirkt, als ob er eigentlich aufs Woodstock-Festival wollte, sich dann aber 53 Jahre lang verlaufen hat, und aus Versehen hier gelandet ist.
Alki empfiehlt uns einen kleinen weißen Renault Clio. „Da fastest car of whole Rhodos“, erklärt er uns. „Da car of Gerhard Berger, höhö, really, my friend“, ergänzt er, nachdem wir ihm sagen woher wir kommen. Und wirklich, es ist ein kleiner Rennbolide, 160 Sachen Spitze, 50 Pferde Vollgas Power. Leider passt in den Kofferraum nur einer von unseren zwei Koffern. Dem Alki ist das Wurst, er will den zweiten Koffer mit Spanngurten aufs Dach binden. Bei einem Ouzo rede ich ihm das wieder aus. Gemeinsam wuchten wir den Koffer schließlich auf die Rückbank zwischen die Mädels.
Es ist so heiß, die Spatzen fallen ab Mittag verkohlt vom Himmel
2. Brief – Mittwoch, 20. Juli: Pefkos, die Briten, 40 Grad und Cannabis
Wir beziehen Quartier in Pefkos, einem Ort an der Ostküste von Rhodos, der genau so gut irgendwo in England liegen könnte. Tausende Briten drängen sich auf Strände, in Tavernen und Bars. Sie tragen Sonnenbrände wie Abzeichen auf ihren feisten Bäuchen. Um möglichst schnell eine gesunde Röte aufzuziehen, schmieren sie sich mit Olivenöl statt mit Sonnencreme ein.
Es ist unfassbar heiß, nur selten fällt das Thermometer unter 40 Grad. Vor allem die vielen Katzen leiden an der Hitze. Völlig entkräftet verkriechen sie sich im kargen Schatten unter den Distelsträuchern. Gerne würden sie die Spatzen fressen, die ab mittags verkohlt vom Himmel fallen, kollabieren aber bereits beim Gedanken daran.
Die Griechen schlagen Profit aus der Hitze und verleihen in den Supermärkten Ventilatoren zu Wucherpreisen. Überhaupt erfüllen griechische Supermärkte wichtige Bedürfnisse. Neben Ferngesprächen nach Alaska werden griechische Reisepässe um € 9,90 angeboten und direkt an der Kassa, gleich neben den Kondomen, hängen auf drehbaren Ständern verschiedene Sorten Cannabis, schön säuberlich verschweißt.
3. Brief – Samstag, 23. Juli: Pepe, unser neues Haustier
Wir haben ein neues Haustier. Es heißt Pepe. Pepe begrüßt uns morgens als wir zum Frühstück wollen. Die Mädels sind begeistert. Sie kreischen und quietschen wie auf einem Justin Bieber-Konzert, als ich ihnen unseren neuen Freund zeige.
Pepe mag uns auch. Mit treuen Augen bewacht er von früh bis spät unsere Tür. Jetzt traut sich niemand mehr hinein, nicht mal wir. Also lassen wir unser Hab und Gut zurück und flüchten mit unserem Flitzer ab Richtung Lindos. Dort kann man super shoppen und bekommt bestimmt alles was man so braucht.
4. Brief – Montag, 25. Juli: Lindos – schmale Gassen, Holzpenisse und Busentassen
Hier in Lindos ist es eng, das Auto muss draußen bleiben, es würde nicht in die schmalen Gassen passen. Besonders füllige Briten stecken oft bereits im Ortseingang fest und verkeilen sich zwischen den Hauswänden hoffnungslos ineinander.
Diejenigen die genug Olivenöl aufgetragen haben, flutschen wieder raus und rollen rüber zum Fish & Chips Pub, das geschäftstüchtige Griechen direkt am großen Parkplatz vorm Ortseingang errichtet haben. Dort trinken sie dann Carling vom Fass und Cider aus Eimern. Auf der Großbildleinwand läuft nonstop Fußball, Cricket und Snooker und alle sind delighted und amazed.
Nur wenige Briten schaffen es in bis in die Stadt, das Publikum ist internationaler als in Pefkos. Die, die es schaffen, kaufen in den unzähligen Shops Busentassen und Holzpenisse, die von hunderten Griechen in Handarbeit bunt bemalt werden. Sind die Plastiksäcke mit erstandenen Penissen prall gefüllt, entspannt es sich vorzüglich in einer der vielen Bars auf den Dächern der Stadt. Dort darf man dann bei einem Fläschchen Retsina und einer frisch gegrillten Goldbrasse auf das Fußvolk in den Gassen schimpfen und den Ausblick auf die Akropolis genießen.
Hat man vom Trubel genug, ist man innerhalb von 5 Minuten am nächsten Strand. Dort steckt man dann die „Fias“ in weißen Sand und öffnet sich mit seinem neu gekauften Penis ein kühles Bier.
5. Brief – Mittwoch, 27. Juli: Mehr Bart, weniger Stress
Wir sind nun schon fast 10 Tage hier. Der Stress und die Alltagssorgen sind abgefallen, der Bart wuchert ungehindert, die Haare sind struppig wie Stroh, die Haut gegerbt von der Sonne. Meine Frau behauptet, ich verwildere und erinnere an Tom Hanks in „Cast Away“ kurz bevor er das rettende Floß besteigt. Mein Sonnenkappl strotzt vor weißen Flecken. Es lässt sich nur schwer unterscheiden welche davon vom Schweiß, vom Meer, vom Ouzo oder vom Tzatziki kommen.
Wenn ich mir durch den Bart streiche, fallen weiße Brösel heraus. Der Wind weht sie dann aufs Meer hinaus, dorthin wo die Fischer in ihren Booten unsere Goldbrassen für den Abend besorgen. Das einzige Manko bleibt die Hitze. Doch auch hierfür haben wir Lösungen gefunden. Wenn es ganz unerträglich heiß wird, strubbeln mir die Mädels durch den Bart und rufen: „Mama schau! Wie schööön, es schneit, es schneit!“
5 Empfehlungen für den nächsten Rhodos-Urlaub
Pefkos
5 Kilometer südlich von Lindos direkt an der Küste. Ein größerer Hauptstrand, zwei kleinere Nebenstrände (alles Sandstrände), die nicht ganz so überfüllt sind. Glasklares Wasser und Tavernen gibt es an allen Stränden. Der Ort ist relativ jung und lebt vom Tourismus. In den 2, 3 belebten Straßen finden sich Bars, Pool-Bars (bei Konsumation mit kostenloser Liege und Schirm), Tavernen, Tattoo-Studios, Shops, Clubs, eine Catfeeding-Station und dutzende hungrige Straßenkatzen. Für einen Abstecher zum Party machen oder mal einem Tag am Pool mit Cocktail und gutem Buch durchaus okay.
Lindos
Das Herz von Rhodos. Die Stadt besteht aus einem Sammelsurium von schmalen, engen Gässchen und Treppen, kunstvoll verziert mit weißen und schwarzen Steinchen. Shops, Bars, Restaurants und Clubs reihen sich aneinander. Die Shops verkaufen nicht nur den typischen Touristenkram, (wie z.B. Holzpenisse und Busentassen) sondern durchaus auch kunstvoll gefertigten Schmuck, Kleidung, Deko und vieles anderes. Auf keinen Fall verpassen: Essen und Trinken in den vielen Rooftop-Bars und Tavernen. Hier gibt es eine erstklassige Aussicht und ein einzigartiges Ambiente. Wir haben uns für drei Nächte direkt in der Stadt ein Appartement mit großer Terrasse gemietet und es nicht bereut. Auch wenn man eher auf Strandurlaub steht, kommt man in Lindos nicht zu knapp. Aus dem Stadtzentrum sind innerhalb von 10 Minuten zu Fuß drei Strände erreichbar. Über allem thront auf einem riesigen Felsen die Akropolis, die bereits im ersten Jahrtausend vor Christus erbaut wurde und auf die von früh bis spät Touristen wie die Ameisen pilgern.
Mojito Beach Bar
Unser Lieblingsstrand und gleichzeitig auch unsere Lieblingsbar. Bunte, runde Kieselsteine am Strand, glasklares Wasser und eine Bar die zum Chillen einlädt. An mehreren Tagen in der Woche mit Live-Musik und BBQs am Abend. Getränke und Snacks werden bis zu den Liegen nach vorne geliefert. Wer Entspannung und Ruhe sucht, ist hier genau richtig.
Paralia Prasonisiu
2 in 1. Links ein ruhiger Flachwasserstrand, rechts ein wilder Strand mit größeren Wellen (siehe Video unten). Es herrscht ein stetiger Wind, deshalb sind hier auch Windsurfer und Kitesurfer – viele davon mit eigenem Wohnwagen – anzutreffen. Der Strand liegt am südlichsten Zipfel der Insel und verströmt eine locker-lässige Surferatmosphäre. Richtigen Ort gibt es hier keinen, aber drei nette Restaurants bzw. Bars, einen Supermarkt und ein paar Unterkunftsmöglichkeiten.
Seven Springs
Kleines Wasserreich gelegen mitten im Wald an der Landstraße zwischen Kolympia und Archipoli. Über einen engen unterirdischen Tunnel gelangt man zu einem Süßwassersee, in dem man sich abkühlen kann. Weiters gibt es einen kleinen Wasserfall und ein Restaurant. Mitunter eher überlaufen, aber für einen kleinen Ausflug – eventuell in Verbindung mit dem Schmetterlingstal – gut geeignet.